Kiefergelenkserkrankungen

Gesichts- und Kopfschmerzen, eingeschränkte Unterkiefermobilität, aber auch Kiefergelenksgeräusche können Hinweise auf Erkrankungen der Kaumuskulatur oder der Kiefergelenke sein ( sog. CMD = Cranio-Mandibular Disorders ). Bei Fehlfunktionen (Dysfunktionen) des Kauorgans kommt der Zahnheilkunde sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie eine wichtige Aufgabe zu.

Optimale orale Verhältnisse lassen sich auf Dauer nur erreichen, wenn das Zusammenspiel zwischen Kiefergelenken, Zähnen, Parodontien, Muskeln etc. ausgewogen ist. Die Wissenschaft, die sich innerhalb der Zahnheilkunde mit den an der Okklusion (Verzahnung) beteiligten Zusammenhängen befasst, wird als „Gnathologie“ bezeichnet. Sie ist keineswegs eine isoliert zu betrachtende und abgegrenzte Spezialdisziplin, sondern umfasst die gesamte Zahnheilkunde.

Die Frage, warum überhaupt gnathologisch gearbeitet werden muss, ist eng mit der biologischen Toleranz und Anpassungsfähigkeit des Gewebes verknüpft. Unter Toleranz versteht man in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, schädigenden Einflüssen ohne Erkrankung zu widerstehen, solange die Toleranzgrenze nicht überschritten wird.

Die auftretenden Beschwerden können so vielfältig sein, dass die Diagnostik bei dyfunktonsbedingten Erkrankungen einen besonders hohen Stellenwert besitzt. Erst nach einer exakten Befunderhebung kann eine gezielte Behandlungsplanung erfolgen! Leider verweigern die gesetzlichen Krankenkassen die Kostenübernahme der für die Therapie so wichtigen Diagnostik!

Differentialdiagnostisch sind Kiefergelenkbeschwerden zu unterscheiden, die mit einem Aufbissbehelf therapierbar sind und solche, die nicht mit einem Aufbissbehelf therapierbar sind. Liegt eine mit einer Schiene therapierbare Diagnose vor, dann sollte eine okklusal adjustierte, d.h. eine auf die Patienten- zähne individuell angepasste Schiene zum Einsatz kommen. Sie sollte unbedingt über eine Eckzahnführung verfügen, da nur sie zu einer verminderten Muskelaktivität führt, und sollte auch regelmäßig der Kausituation angepasst werden. Die vielfach angebotenen, tiefgezogenen Folien (ohne Eckzahnführung!) lassen die Schmerzen sehr oft nach kurzer Zeit zurückkehren und versprechen daher keine Aussicht auf dauerhaften Erfolg!

Okklusal adjustierte Aufbissschienen stellen ein anerkanntes Therapiemittel dar und dienen der Ausschaltung von okklusalen Interferenzen und zur Harmonisierung der Kaubewegungen. Häufig werden solche Schienen auch bei parodontalen Erkrankungen und im Vorfeld von Restaurationen eingesetzt, um später eine optimale Verzahnung zu erreichen.

Die 4 nachfolgenden Grafiken lassen die komplizierten Zusammenhänge im Kauorgan ein wenig deutlicher werden:

Entnommen aus LOTZMANN: Okklusionsschienen und andere Aufbissbehelfe

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